Dienstag, 20. Januar 2009

Sehnen aus Kunststoff - Natursehnen schmecken nicht gut

Wie es die Überschrift errät, die Sehnen eines Wildtieres schmeckt in der Regel getrocknet sowie roh nicht gut. Mein Fall bzw. Geschmack ist das nicht.

Ich habe des öfteren rohe und getrocknete Sehnen im Mund gehabt, wohlgemerkt von Wildtieren. Diese Sehnen werden schön leicht durchgekaut, diese werden ja nicht zerkleinert und vorbereitet für den Abgang in den Magen, nein, nein, die gekaute und reichlich mit Speichel versetzten Sehnenfasern werden für andere Zwecke verwendet. Zum Beispiel um eine Schnur herzustellen, sei es zum Nähen eines primitiven Kleidungsstückes, eine Bogensehne zu machen und auch Steinspitzen auf einem Pfeilholzschaft zu befestigen, und, und, und...

Man sieht also, wie nützlich Tiersehnenfasern sind. Heutzutage auch, und immer noch. Die restlichen verbliebenen Naturvölkern auf der Erde wenden es an, die experimentiellen Archäologen sowieso, bei Überlebensschulen ist das gängige Praxis, das gehört zur Ausbildung, und ich auch.

Ab und zu mache ich es mal, aber zugegebenermaßen nicht gerne, das mache ich nur, wenn ich Stein- und Obsidianspitzen auf Pfeilschäfte befestige. Und wenn ich mir einen primitiven Schmuck-Anhänger mache.

Die Themen heute sind Tiersehnen, Schmuckanhänger und Kunstsehnen (Hähä, das reimt sich). Kunstsehnen gibt es auch, die sind aus Kunststoff und imitieren tierische Sehnenfasern.

Das ist eine feine Sache, man braucht sie nicht in den Mund nehmen, und Vorarbeit hat man damit auch nicht, nämlich das Auslösen der Sehnen aus dem Wildtierkörper, das Trocknen sowie Zerfasern der Tiersehnen, die Arbeit erspart man sich. Und es bleibt kein merkwürdiger Geschmack über im Mund.

So sieht eine künstliche Sehne aus, flach aufgewickelt auf einer Spule. Solche Spulen gibt es in den USA zu kaufen, meistens benötigt man sie, um indianische Kunsthandwerks-Gegenstände zu machen. Die Native Peoples mögen es auch nicht gern, auf Tiersehnen herum zu kauen ;-)



Leider kommt die Sehne nicht gebrauchsfertig aus der Spule, die muß man immer noch zu einer Schnur zusammen drehen. Da gibt es viele Methoden und Arbeitsweisen, eine Schnur zu drehen. Ich habe nun heute keine Lust, und Muße auch, die Vorgehensweise zu erklären und zu zeigen. Dazu gibt es viele Hinweise im WorldWideWeb, da braucht man nur den Herrn Google fragen.

Ungefähr 20 Laufmeter habe ich gedreht, da habe ich zwei verschiedene Arbeitsweisen angewendet. Für diese Arbeit habe ich über 3 Stunden gebraucht, meine Finger sind ziemlich geschwollen und gefühlslos. Aber das wirds schon wieder gut werden :-)




Und weil es mir danach war, so habe ich einige primitive Schmuckanhänger gebastelt.




Und ja, mein neugieriger und aufdringlicher Siam-Kater wollte unbedingt mit aufs Foto :-)


Sonntag, 18. Januar 2009

Lederarbeiten - Bogenköcher

Das Arbeiten mit Leder macht mir viel Spaß, vor einiger Zeit habe ich für meine Bögen sogenannte Bogenköcher gemacht. Was ist ein Bogenköcher? Ein Bogenköcher ist ein Behältnis für Pfeile, das am Bogen montiert ist. Es gibt Bogenköcher für einen Pfeil, für drei Pfeile, für 10 Pfeile usw.

Ich habe mir drei Bogenköcher gemacht, zwei davon tragen jeweils drei Pfeile, und der dritte Köcher fasst 8 Pfeile.

Die Bogenköcher sind sehr praktisch, sie sind am Bogen montiert, der Bogen wird darum schwerer und beim Schiessen verhält sich der Bogen viel ruhiger aufgrund des Mehrgewichtes. Das schlägt sich in bessere und genauere Pfeiltreffer nieder. Ein großer Vorteil.

Ich habe hier ein Haufen Fotos eingefügt, die zeigen die verschiedenen Stadien der Herstellung vom Rohling bzw. Einzelteilen zum fertigen Bogenköcher.



















Maßschuhe

Lederarbeiten, es ist ein schweres, langwieriges Handwerk, Geschicklichkeit gehört auch dazu, das Arbeiten mit Leder macht mir aus diesem Grund viel Spaß.

Mein Ziel, ja sogar mein Traum in Sachen Leder, sind selbergemachte exclusive Maß-Schuhe. Der US-amerikanische Schauspieler Daniel-Day Lewis hat vor einigen Jahren irgendwo in Norditalien eine Schuhmacher-Lehre absolviert. Er ist also in der Lage, seine eigene Schuhe zu machen, das imponiert mich sehr!

Ich trage seit Jahren den Gedanken, daß ich auch zeitweise eine Art Lehre bei einem -echten- Schuhmachermeister mache. Bei einem Schuhmachermeister, der jeden Tag Maßschuhe anfertigt, und Reparaturen nur an "seinen" Maßschuhen durchführt. Also keiner von den 08/15 Schuhmachern, die ihr letztes Maßschuh vor über 20 Jahren gemacht haben, sich also nur mit Schuhreparaturen übers Wasser halten können und müssen. Denen fehlt die Praxis, die Tricks und Kniffe dabei beim Maßschuh bauen haben sie meistens vergessen.
Ich hatte die Gelegenheit, mir bei einem solchen Schuhmacher, der seine ersten Maßschuhe nach -zig Jahren wieder gemacht hat, dessen Maßschuhe anzuschauen. Ich muß sagen, sie waren nicht schön verarbeitet, da hat einfach die Praxis gefehlt.

Ich bin weiter auf der Suche, notfalls lasse ich mir Maßschuhe anfertigen, aber nur unter einer Bedingung, daß ich dem Schuhmachermeister bei der Arbeit zusehen darf, während er meine Schuhe macht. Dazu brauche ich genug Bares, denn ein richtiges Maßschuh kostet minimum 1600 Euro. Mindestens. Dafür hat man seine eigenen Maßleisten, die der Schuhmachermeister in Kooperation mit dem Leistenmacher auch dazu anfertigt. Darum ist das so teuer, alleine die Anpassungen, Angleichungen meiner Füße an den Holzleisten braucht es viel Zeit und Arbeit dazu.

Die Leisten anpassen macht der Schuhmachermeister so: Er nimmt ein normales Leistenpaar, die der Größe, Breite und Form meiner Füße am ehesten entspricht. Er vermißt die Füße genauestens, und überträgt dann die Maße an den Leisten. Er raspelt dort etwas weg, klebt Lederplatten dort und da auf, bearbeitet sie mit der Raspel bis die Form passt, und so weiter und so fort. Mit Kork arbeitet er auch.

Normalerweise und im Idealfall, dazu braucht man aber sehr, sehr viel Geld, aber normalerweise wird es so gemacht, zuerst baut der Schuhmachermeister aus diesen Leisten einfachere Maßschuhe. Diese Schuhe probiert der Auftraggeber und Kunde, ob die Schuhe eh genau passen und nirgends drücken, tut es doch wohl, dann passt der Schuhmachermeister die Leisten weiterhin an, bis es perfekt ist. Dann erst schickt der Schuhmachermeister die Leisten dem Leistenmacher, und dieser macht eine genaue Kopie der Leisten, die der Schuhmacher angepasst hat. Also die neuen Leisten sind komplett aus Holz. Aus diesen neuen Leisten macht der Schuhmachermeister die richtigen, echten Maßschuhe!

Und diese Schuhe drücken und zwicken nirgends. Und davon braucht man normalerweise mindestens 5 Paar. Warum? Ganz einfach, nach einem Tag Einsatz braucht der Schuh einige Tage Ruhepause. Der Schuh kann sich entspannen und trocknen.

Auf diese Art und Weise halten die Maßschuhe fast ein ganzes Leben lang. Vielleicht ab und zu brauchen sie eine neue Sohle, und das war´s. Letzendlich sind solche Schuhe aus diesem Grund viel billiger als die Billigtreter, die man alle 4-5 Monate kaufen muß, weil sich die alten Billigeimer aufgelöst haben.


Interessante Geschichte, nicht?

Freitag, 16. Januar 2009

Hirschbeine vom Jäger

Vor kurzem habe ich wieder mal einige Hinterbeine vom Hirsch von einem Jäger erhalten. Genauer gesagt hat ein Freund die Hinterläufe organisiert und zu mir vorbei gebracht. Danke schön an dieser Stelle!

Sowas kann ich immer gebrauchen, die Sehnen brauche ich zum Bogen bauen. Sei es ein indianischer Plains-Bogen, seien es türkische und auch persisch-osmanische Bögen, sie alle weisen konstruktionsbedingt eine Schicht von Sehnenfasern auf dem Bogenrücken auf.

Die Achillessehnen von Rehe, Hirsche, Antilopen, Pferde, usw. werden dafür verwendet. Die Sehnen werden aus den Hinterläufen ausgelöst, anschließend werden die Sehnen an der Luft getrocknet. Und sobald sie trocken sind, werden die Sehnen mittels Hammer und Amboß so lange malträtiert, bis sie faserig werden. Und genau diese Fasern kommen auf den Bogenrücken drauf, sie werden verklebt mit Hautleim.

Darüber schreibe ich mal später in diesem Blog hier die Vorgangsweise und zeige alle Arbeitsschritte von der Sehne bis zum fertigen Bogen.

Hier geht es darum, wie die Sehnen aussehen im frischen und im getrockneten Zustand.

Das, was ich jetzt hier zeige, ist nichts für empfindliche Mägen. Es kann sein, daß der eine und andere geneigte Leser speiben muß. Also bitte wegschauen :-)

Die Sehnen aus den Hinterläufen auslösen geht ganz leicht, wenn man ein scharfes und spitzes Messer verwendet. Die Arbeitsweise darüber schreibe ich lieber nicht, sonst gibt es noch mehr angespiebene Tastaturen auf dieser Welt ;-)

Die frischen Hirschbeine vom Jäger:


Da sind die Sehnen schon ausgelöst:



Die Sehnen im trockenen Zustand, diese Menge reicht locker für zwei Bögen:




Vielen Dank für´s Schauen, demnächst gibt es eine Fortsetzung :-)

Sonntag, 11. Januar 2009

Frage eines Blog-Lesers

Gerade fragte mich ein aufmerksamer wißbegieriger Leser dieses Blogs, was denn ein Stammspaltling sei und was es mit der Bogensuche auf sich hat.

Das erkläre ich ihm gerne mit diesem Blogbeitrag, dazu gibt es aussagekräftige Bilder, die ich in den Tiefen meiner alten Festplatte gefunden habe.

Ein Stammspaltling ist nichts anderes als ein Stamm, der durch Spalten in mehrere Teile zerlegt wurde.

Hier sieht man den Stamm vor dem Spalten:


Die Hälfte des Stammes, der wird wiederum in zwei Teilen gespaltet. Mein Zeigefinger zeigt auf eine Stelle, genau da versteckt sich ein Bogen. Gefunden habe ich ihn schon ;-)



Vom Bogen ist noch nichts zu sehen, natürlich ist da noch viel zu viel Holz um den Bogen drumherum. Aber ich mußte ihn in die Hand nehmen und einen Pfeil abschießen ;-)



Und genau dieser Bogen ist dabei rausgekommen:



Ich mag solche Bögen sehr, sie besitzen viel Charakter und Charisma. Ich kann mich ihnen nicht entziehen.

Und Schießen sowie Treffen können sie genau so gut wie ein "normaler" gerader Bogen.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Noch ein Bogen fertig

Ich bin derzeit voll dabei beim Bogenbauen, es macht mir riesigen Spaß! Vor allem erfreut es mich sehr, aus einem unförmigen groben Stammspaltling alles weg zu nehmen, was nicht wie ein Bogen ausschaut. Der Bogen versteckt sich richtiggehend drinnen, man braucht ihn nur zu suchen ;-)

Der Bogen ist sehr schnell, die Pfeile zischen richtig davon, und läßt sich sehr weich ziehen, eigentlich untypisch für die Bogenlänge. Holz ist Osage aus den USA, es war mit Rissen überzogen, aus diesem Grund ist ein schmales zartes Bogerl rausgekommen.









Der Bogen ist 59" lang von Nock zu Nock, und bei 28" Auszugslänge hat er 51 lbs.

Das Holz war so richtig knallig schrill gelb, und so habe ich ihn gebeizt. Sieht schon gleich anders aus!

Freitag, 2. Januar 2009

Mokume Gane - 1. mißlungener Versuch

Es ist schon eine Weile her, da wollte und mußte ich unbedingt einen Ring aus Mokume Gane machen.

Was ist denn eigentlich Mokume Gane? Die Technik kommt aus Japan, und der Name Mokume Gane heißt übersetzt Holzmaserung Metall. Wer genauer darüber wissen will, einfach den Herrn Google fragen, der gibt bereitwillig Auskunft, und im Wikipedia steht auch was drinnen.

Nun zu meinen Ring, idealerweise mit Materialien aus Kupfer und Silber, und dazu mit einem Innenring aus Feinsilber, damit der (Ring)Finger sich nicht verfärbt von der zugegebenermaßen giftigen Oxid-Schicht des Kupfers. Damit ein mißlungener Versuch nicht zu kostspielig ausfällt, so habe ich statt des Silbers einfach Neusilber verwendet.

Was sich aber im Nachhinein bitter rächen sollte.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die dünnen Bleche mittels verschiedener Verfahren dauerhaft zu verbinden.
Unter anderem kann man mittels Silberlot die Bleche miteinander verlöten, der große Nachteil ist die sehr gut sichtbare Fuge des Lotes zwischen den Blechen. Sowas sieht wirklich nicht gut aus.

Eine andere Methode ist das Diffusionsschweißverfahren. Die Bleche werden zuerst miteinander sehr stark gepreßt bzw. unter hohem Druck gebracht, und werden anschließend bis knapp unterhalb der Solidustemperatur erhitzt. Dabei verbinden sich die Bleche dauerhaft.

Und was bedeutet die Solidustemperatur? Das heißt, bei dieser Temperatur geht das Metall vom festen in den breiförmigen Zustand über. Flüssig ist das noch lange nicht, und wenn das Metall dann vom breiförmigen in den flüssigen Zustand übergeht, so spricht man von Liquidustemperatur. Und zwischen dem Solidustemperatur und dem Liquidustemperatur ist ein gaaaanz schmales Grat, da sind nur wenige Celsius Grade Unterschied. Und wenn genau das passiert, so schmilzt das Metall einfach weg. Das werden wir schon sehen, und nun zu den Bildern.

Hier sieht man meine Schmiedeausstattung, ich habe zuvor zuerst einige Messerklingen geschmiedet. Auf diese Weise ist die Gasesse schon auf Betriebstemperatur für mein Mokume Gane Vorhaben.




Rechts auf dem Foto sieht man die Presse aus Werkzeugstahl, das die dünnen Bleche zuverlässig unter sehr hohem Druck bringt. Und links sieht man das fertige verschweißtes Werkstück. Und ja, ich habe nicht genau aufgepaßt, und zudem war die Gasesse ein klein wenig zu heiß eingestellt. Ein kleines Teil des Blockes ist flüssig geworden. *Hrmpf*




Und nun die große Stunde der Wahrheit: Ich habe die Kanten rundherum befeilt, etwas Material weggenommen, um zu sehen, ob die Blechschichten sich miteinander verbunden haben. Und das haben sie, ein Grund zur Freude!




Und nun aus dem Mokumeblock ein Streifen runtergesägt mit der Laubsäge, den Streifen habe ich ein klein wenig kalt verdichtet mit dem Hammer, und anschließend mit dem Gasbrenner weichgeglüht. Und wieder weiter mit dem Hammer verdichten, und wieder weichgeglüht. Und immer wieder, und so weiter und so fort. Das muß in kleinen Schritten geschehen, damit das Material nicht hart und daher in weiterer Folge spröde wird. Bei Buntmetallen wird kalt geschmiedet, dabei werden sie hart, und durch erhitzen werden sie weich. Bei Stahl ist das genau andersrum.


Und nach dem letzten Weichglüh-Vorgang habe ich einige Löcher gebohrt, und die Stege zwischen den Bohrungen mit der Laubsäge durchgesägt.
Auf diesem pdf-Dokument http://www.mokume.de/download/Ringanleitung.pdf sieht man sehr ausführlich die Vorgangsweise, einen Fingerring aus Mokume zu machen. Das habe ich nachgemacht, aber ohne zu tordieren. Ich wollte zuerst einen Fingerring mit geraden Schichten machen, und dann beim nächsten Ring das Ausgangsmaterial tordieren und verarbeiten.

Und nun wird der Schlitz vergrößert und weiter aufgemacht, und trotz mehrfachem Weichglühen und vorsichtigster Verformung ist das Neusilber spröde und in weiterer Folge rissig geworden. Blöd gelaufen.

Und wieder von vorne anfangen, aus dem Ausgangs-Block weitere Streifen runtergeschnitten, aber alle Versuche, die Streifen zu einem Fingerring aufzumachen, scheitern, da das Neusilber einfach das macht, was es will und nicht ich. *hrmpf*
Wenn es geklappt hätte, alles glatt gelaufen wäre, dann würde mein Ring in der tordierten Ausführung so aussehen:
Heute weiß ich dank eines Gespräches mit einem Fachmann, daß die Temperatur beim Weichglühen viel zu hoch war. Neusilber sollte man bis dunkelrot glühen, und ich habe in der Tat bis hellrot/orange geglüht. Viel zu heiß also, aus diesem Grund ist das Neusilber spröde geworden. Na ja, man lernt nie aus.
In nächster Zeit wage ich einen neuerlichen Versuch, aber mit der Kombination Kupfer und Silber. Habe ein Haufen Silbermünzen da, die werde ich auswalzen und zu Blech formen. Dazu brauche ich eine Goldschmiedewalze, die fehlt noch, so eine muß ich mir noch zulegen.
Das nächstes Mal muß es klappen, schließlich ist Silber ein sehr gutes Lot, es haftet und schweißt vorzüglich.
Das Vertrauen in Neusilber habe ich verloren, in nächster Zeit werde ich von diesem Material Abstand nehmen.